Inmitten des Chaos, des Schmerzes und der Überwindung von Hindernissen, würden wohl die wenigsten von uns mit Dankbarkeit auf den Moment blicken, in dem wir gerade stecken. Zu sehr sind wir damit beschäftigt den Kopf über Wasser zu halten. Die Situation scheint uns oft von außen und auch innen zu übermannen und wir sind froh, wenn wir uns da irgendwie durchmanövrieren können und das Licht am Ende des Tunnels erkennbarer wird.
Klar, Krisen und Herausforderungen gehören zum Leben dazu. Wir sehen uns, ob wir es wollen oder nicht, regelmäßig Leid gegenübergestellt. Global wie auch privat betrachtet. Diese Momente der Verzweiflung, des Nicht-Fassen-Könnens, der Hilflosigkeit, des Schmerzes, gehören zum Dasein genauso dazu wie die Momente der absoluten Freude, Dankbarkeit, des Empowerments und der Lebenslust.
Das Potential einer persönlichen Krise
So schwer sie manchmal auch auszuhalten sind - persönliche Krisen bergen ein unfassbares Potential. Denn wann wenn nicht in Krisenzeiten, sind wir in vergleichbarem Umfang auf uns zurückgeworfen. Wir sehen uns konfrontiert mit unserem Schmerz, unseren Ängsten, unseren persönlichen Abgründen - und all das ist akut so intensiv, dass die übliche Ablenkung, mit der wir sonst vielleicht auf kleinere Stolpersteine reagieren, nicht mehr funktioniert. Der Kummer kann nicht von Social Media, Shopping, oder anderen Ausflüchten überdeckt werden, weil er in einer Krise schlichtweg zu stark ist und zu tief reicht.
Diese Konfrontation mit unseren Emotionen, denen wir in Krisenzeiten schwer entrinnen können, kann für unsere persönliche Weiterentwicklung nun aber ein wahrer Katalysator werden. Denn wir erstarken nicht nur, wenn wir Krisen meistern, und wachsen über uns hinaus, sondern haben durch die Konfrontation mit unserem Innenleben auch die Chance, tiefe Erkenntnisse über uns zu gewinnen.
So zum Beispiel, dass es uns vielleicht gar nicht so gut geht, wie wir noch bis zur Krise angenommen haben, und das diese aus uns nur etwas zu Tage befördert hat, dessen wir uns bislang gar nicht bewusst waren. Vielleicht daran geknüpft auch das Bedürfnis, dem nachzugehen und Verantwortung für das eigene Wohlbefinden und die eigene mentale Gesundheit zu übernehmen.
Möglicherweise steckt für uns in der persönlichen Krise auch die Erkenntnis, dass wir uns bislang zu wenig um uns selbst oder unsere Liebsten gekümmert haben. Was auch immer sie enthalten - im Druckkochtopf einer Krisenzeit, können wir häufig tiefe Erkenntnisse über uns gewinnen, und uns alsbald wie ein unter Spannung stehendes Gummiband nach vorne katapultieren.
In akuten Krisenzeiten kann es manchmal sehr wichtig sein, sich schnell professionelle Unterstützung und Hilfe zu holen. Ich verweise da gerne an die Telefonseelsorge.
Ist das Tal der Krise durchlaufen, aber das Thema noch spürbar relevant, kann es hilfreich und befreiend sein, sich ihm noch mal in einem sicheren Rahmen zuzuwenden. Wenn wir es uns nun auf Basis des Nervensystems anschauen, kann echte Transformation gelingen und die noch festsitzenden Blockaden auf Körperebene gelöst werden - nachhaltig und sanft.
Selten haben wir so viele Gelegenheiten wie in einer persönlichen Krise, uns mit uns zu befassen und Dinge, die uns blockieren und beschweren, loszulassen. Daher darf man es ruhig wagen von turbulenten Zeiten auch als Geschenk zu sprechen, insbesondere im Nachhinein.