Ich argumentiere immer wieder, dass wir für erfolgreiches Loslassen auf emotionaler Ebene, unseren Körper in den Prozess einladen sollten. Wenn wir uns für unsere Themen auf Körperebene öffnen, können wir unheimlich davon profitieren.
Doch warum ist das eigentlich so? Was kann uns unser Körper über das Loslassen lehren?
Begeben wir uns doch einmal auf Körperebene und widmen wir uns einem Klassiker: Nackenverspannungen. Selbstverständlich kann es für Verspannungen jeder Art zahlreiche Auslöser, wie z.B. Fehlbelastungen mit zu wenig Ausgleich, körperliche Vorerkrankungen, etc. geben. Aber eben auch mal mindestens zusätzlich den guten alten Stress.
Stress erzeugt ein Festhalten
Wir kennen es sicher alle, dass wir uns in besonders stressigen Phasen unseres Lebens insgesamt weniger geschmeidig fühlen, und eher verhärtet, angespannt und unter Strom stehend. Das spiegelt sich wunderbar in unserem Muskeltonus und häufig eben auch im sehr sensiblen Bereich der Nackenmuskulatur wieder.
Wir fühlen uns besonders verspannt, klagen über Schmerzen und nehmen uns dann oft nicht die nötige Zeit um uns unserem Körper in dieser besonderen Belastung zuzuwenden. In herausfordernden Zeiten müssen wir meist unsere Prioritäten anpassen um den Anforderungen gerecht zu werden, und manchmal fällt dann „Self-Care“, Sport, Soziales und Entschleunigung in unserem Alltag als erstes hinten runter.
Gerne möchten wir uns nichtsdestotrotz schnellstmöglich von unseren Verspannungen befreien, wenn sie nicht schon längst chronisch geworden sind. Wir nehmen sie als unangenehm und belastend wahr und wollen uns ihnen dementsprechend entledigen. Wenn wir uns nun doch um Bewegung und Ausgleich bemühen, dann oft aus der Hoffnung heraus, dass sich dadurch etwas für uns verändert und im besten Falle unsere Beschwerden verschwinden.
Loslassen bedarf Akzeptanz und Regulation
Diejenigen, die meinen Blog schon länger lesen, werden womöglich bereits erste Parallelen erkannt haben. Denn diese Grundhaltung von „da ist etwas Unliebsames, ich möchte damit nichts zu tun haben und will einfach nur, das es geht“ ist auch eines der größten Missverständnisse rund ums Thema Loslassen.
Wenn wir diese Perspektive aufrecht erhalten, kann es uns nicht wirklich gelingen unsere Blockaden abzulegen, und schlimmer noch, wir befeuern in unserem Nervensystem zusätzlichen Stress. Es stresst uns nämlich Widersprüche auszuhalten, z.B. zu sagen „es geht mir blendend“, wenn wir uns in Wahrheit gar nicht blendend fühlen, und die körperliche Realität dadurch negieren. Wenn uns ein bestimmtes Thema also unwohl fühlen lässt, wir es aber im Moment nicht voll anerkennen möchten und können, und es dann z.B. klein reden oder verneinen, wird dies tendenziell weiteren Stress in unserem Körper auslösen.
Es gilt also eine neue Perspektive einzunehmen. Erst wenn wir das unliebsame Anliegen als Teil von uns erkennen können, dem wir uns öffnen, dem wir neugierig und wertfrei zuhören, dann besteht die Möglichkeit, dass sich die Trigger dahinter nachhaltig auflösen.
Und eben dies können wir von unserem Körper lernen. Solange ich meine Verspannungen oder andere Expressionen meines Körpers als störend erlebe und sie nur wieder schnell loswerden möchte, werden sie sehr wahrscheinlich nicht nachhaltig weichen. Wir haben es auch hier mit einem Missverständnis zu tun. Unser Körper macht auf sich aufmerksam und will uns etwas Wichtiges mitteilen. Wir können lernen uns dieser Weisheit zu öffnen und die Realität erst einmal umfassend anzuerkennen. Aus dieser beobachtenden Haltung heraus, aus der Zuwendung und Wertfreiheit, kann dann wahre Transformation erwachsen.
Transformation über unseren Körper
Loslassen beschreibe ich daher nie als ein Loswerden von etwas, sondern vielmehr einer Integration von etwas. Das Wunderbare ist nun, dass wir diese Integration direkt über unseren Körper vornehmen können. Wir müssen, um eines unserer emotionalen Themen endlich zu integrieren, es nur bedingt kognitiv erfasst haben. Unser Körper löst, wenn wir ihn denn lassen, emotionale Blockaden ganz ohne unser Zutun. Wir dürfen lernen auf ihn zu vertrauen und uns seiner Weisheit hinzugeben.