Während René Descartes noch sagte „Ich denke, also bin“, sind wir heute hoffentlich schlauer. Das Zitat entstand in einer Zeit, in der der menschliche Verstand als Nonplusultra betrachtet wurde und jegliche Körperlichkeit als animalisch und zuwider abgetan wurde.
Verstand ist nicht alles
Uns nur oder hauptsächlich als denkende Wesen zu verstehen, greift schlichtweg zu kurz. Ja, unser Verstand ist kraftvoll und im Stande die wildesten Dinge zu abstrahieren, zu berechnen oder zu projizieren. Wenn wir uns nur auf ihn stützen, sind wir allerdings nicht nur nicht vollständig (dazu gleich mehr), sondern wahrscheinlich auch permanent getrieben. Es ist die Natur des Verstandes (sofern wir ihn nicht dauerhaft haben zur Ruhe kommen lassen), immer voran zu schreiten und sich nicht zufrieden zu geben. Wenn wir unseren Verstand so verehren, wie es vielleicht Descartes im Sinn hatte, dann mag uns das zwar von unserer Körperlichkeit etwas abrücken - aber macht das ein Leben lebenswerter?
Was wir in diesem Falle übersehen ist eben unser gesamtes körperliches Dasein. Wir sind nicht nur ein Gehirn auf zwei Beinen, nein, da gibt es ein komplexes Körperwesen, das im Alltag übrigens mehr mitzureden hat als es uns oft lieb ist. Unser Körper hat Bedürfnisse, speichert Erinnerungen (vor allem unterbewusste und frühe), ermöglicht es uns die Welt zu erfahren, und auch unsere Innenwelt samt Emotionen. Übersehen wir unseren Körper in dem was er an Zuwendung braucht oder in dem was er uns mitteilen möchte - ja auch dann wird der Alltag beschwerlich.
Emotionale Kapazitäten erhöhen
Das menschliche Dasein ist womöglich für beides gedacht - den Verstand einzusetzen, aber auch den Körper zu bewohnen. Das betrifft ganz besonders das Erleben einer emotionalen Bandbreite. Sich mit den unzähligen emotionalen Expressionen eines menschlichen Lebens anzufreunden, das wird erst dann gelingen, wenn wir uns mit unserem eigenen Körper anfreunden. Dann lösen emotionale Zustände langsam weniger Angst aus, und es kann gar zum Genuss werden als Mensch so viele differenzierte Gefühle wahrnehmen und halten zu können. All das ist freilich ein Prozess.
Will sagen, „Ich denke, also bin ich“ darf gerne ein Update bekommen: „Ich fühle, also bin ich“. Erst wer sich nicht nur auf seinen Verstand stützt, sondern auch sein Verhältnis zum eigenen Körper und der eigenen emotionalen Innenwelt ergründet und verbessert, der kann ganzheitlicher auftreten. Umso mehr Aspekte unseres menschlichen Seins wir in uns entdecken, desto reichhaltiger wird unser Leben. Bei den Gefühlen zu stoppen, ist also längst nicht alles. Ein einfaches „Ich bin“ wäre im Anschluss wohl das nächste Update.
Doch solange wir sehr verstandesbehaftet sind, vor unseren Gefühlen lieber ausweichen oder unseren Körper eher als Bedrohung oder Zumutung wahrnehmen, dürfen wir den Mut aufbringen, uns unserem Körper zuzuwenden. Sich weiter in Schleifen der Rationalität und Vermeidung zu bewegen, wird uns keine nachhaltige Veränderung ermöglichen. Die Zuwendung zum eigenen Körper jedoch vermag es das Verhältnis zum eigenen Selbst zu stärken und viele Kräfte freizusetzen, die wir ansonsten stets aufbringen müssen, um uns zu vermeiden.
Gerne unterstütze ich dich in meinem Coaching-Angebot darin, mehr in deinen Körper zu spüren, deine Emotionen Stück für Stück besser zu halten und dadurch mehr Balance, Zufriedenheit und Gelassenheit im Alltag zu erleben. Diesen Weg von „weniger denken“ zu „mehr spüren“ musst du wahrlich nicht alleine gehen. Ich freue mich schon auf deine Kontaktaufnahme.