Wie Dank Körperarbeit aus Misstrauen wieder Vertrauen erwachsen kann.
In uns hineinzuspüren und dem zu folgen was uns unser Körper an Impulsen sendet, ist Basis jeder Arbeit mit dem Nervensystem. Wir wollen hier unsere Wahrnehmung schärfen und wieder mehr unserer Körperweisheit folgen. Für die meisten von uns stellt das eine echte Herausforderung dar.
Zugänge zu unserem Körper sind „verschütt’ gegangen“, blockiert, lange nicht befahren worden. Wir fragen uns, ob wir das was wir spüren können überhaupt Relevanz hat, und ob es wahrhaftig ist. Für viele von uns hat sich im Laufe der Lebensjahre nicht nur eine Distanz zu unserem Körper aufgebaut, sondern daran geknüpft auch ein tiefes Fremdeln, ein Misstrauen.
Vom Vertrauen ins Misstrauen
Was sich uns in ganz jungen Jahren zwar auch als immer wieder sehr herausfordernd zeigt, hat doch zugleich für uns die größte Selbstverständlichkeit: unser Körper. Er ist schlichtweg da, wir erleben uns in ihm, mal ist das angenehmer, mal weniger angenehm. Über unseren Körper gehen wir in Kontakt mit unserer Umwelt, rennen bis uns die Puste ausgeht, kuscheln, plantschen, singen. Wir haben Schnupfen, Schürfwunden und uns fallen tagsüber vor Erschöpfung einfach mal die Augen zu.
In diesem so natürlichen Verhältnis zu unserem Körper aus Geben und Nehmen, angenehmen und unangenehmen Empfindungen, treten nun für uns alle erste Brüche auf. Denn in jungen Jahren erleben wir nicht nur täglich unfassbar viele Eindrücke, die zu verarbeiten sind - wir sind hierbei auch auf die Mithilfe unserer Umwelt angewiesen. Wir benötigen von den Erwachsenen manchmal eine liebevolle Einordnung und Erklärung von dem, was wir da gerade fühlen, weil wir das selbst eben noch nicht so können. Wir benötigen eine emotionale Zuwendung und Begleitung - ja, sind auf sie angewiesen.
Es ist für uns essenziell, dass unsere Emotionen Gehör finden, Raum bekommen und wir bei Bedarf zudem Unterstützung bei der Verarbeitung erhalten. Dies ist für uns leider oft nicht in ausreichendem Umfang möglich. Unsere Erwachsenen sind vielleicht gar nicht (emotional) für uns verfügbar, oder zu wenig präsent mit uns, weil zu sehr beschäftigt mit sich. Wenn unsere Bezugspersonen kein gesundes Verhältnis zu ihren eigenen Emotionen pflegen, wie können sie uns dann eines vorleben? So werden unbewusst alte Muster und Wunden von Generation an Generation weitergegeben.
Wie wir uns von unserem Körperempfinden entfremden
Ein ganz klassisches Beispiel für solch einen Bruch in unserer Beziehung zu unserem Körper tritt dann auf, wenn uns Erwachsene unsere Empfindungen absprechen. Das passiert häufig völlig unbewusst und manchmal sogar aus guter Absicht heraus. Zum Beispiel dann, wenn ein Kind etwas empfindet und ausdrückt was für uns als erwachsene, rationale Wesen in dem Moment gar nicht nachvollziehbar ist. „Du musst doch keine Angst haben vor dem bösen Wolf, der ist doch nur in der Geschichte“
Was banal klingt, sorgt im Kind jedoch für einen tiefen Widerspruch. Auf der einen Seite sind da meine Empfindungen, meine Verletzlichkeit - auf der anderen Seite ist da die Einschätzung meiner Vertrauensperson, derem Urteil ich vertraue.
Wir lernen mit jedem Mal, vor allem natürlich durch komplexere Beispiele, und eine Wiederholung dieser Ereignisse, dass wir unseren Gefühlen nicht wirklich trauen können. Wir lernen, uns auf unseren rationalen Verstand zu beziehen, wenn wir mit Gefühlen konfrontiert werden. Und wir verlernen schlichtweg uns mit der Zeit zu spüren und auf uns zu vertrauen. All diese Bahnen verstärken wir im Laufe unseres Lebens dann weiter unbewusst.
Vom Misstrauen zurück ins Vertrauen
Diese Brüche, diese Distanz und diese Entfremdung sind aber keineswegs irreparabel. Jederzeit können wir uns entscheiden, uns wieder mehr unserem Körper zuzuwenden. Ihn wieder mehr wahr und ernst zu nehmen. Dann kann integriert werden, was vor Jahren irgendwo auf der Strecke blieb, und eine liebevolle Verbindung erschaffen werden.
Hierbei spielt das Erleben von Sicherheit eine Schlüsselrolle. Unter Umständen sind unsere alten Muster so kräftig, dass wir ihnen nicht alleine begegnen möchten.
Ist die Verbindung jedoch einmal wieder hergestellt wird klar: unser Körper schickt uns unentwegt Signale und Antworten. Wir können uns dieser Körperweisheit öffnen und enorm von ihr profitieren, wir können zu einem unversehrten Selbst zurückkehren und alte Wunden endlich ruhen lassen. Statt uns weiter in Misstrauen zu bewegen, können wir in uns Sicherheit erleben, und unserem Körper wieder lernen zu vertrauen.